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Ein verlorener Tag

08.11.2018
Familienferien Südafraka Kapstadt
Auch dem Hirtenhund wirds mal zu viel

Einem Zeichen unserer Zeit kann ich mich kaum entziehen: Dem Drang möglichst viel in den Tag zu packen.

Mehr ist mehr


Ein Beispiel:
Sa. Morgen, 08.05: Augen auf. Da war doch was. Ach ja, heute passe ich auf die Kinder auf. Und heute will ich den alten Kasten im Sperrgut entsorgen. Die Hauptsammelstelle hat aber nur bis 11.00 auf. Also, "Kinder steht mal auf, wir frühstücken". "Nein, Streit ist nicht so cool, jetzt". "1 Löffel Ovomaltine, nicht 3".

9.05: mit leicht erhöhtem Puls das Brot mit viel Butter bestreichend und den Blick zur Uhr. Ja, ich habe noch Zeit. Nach dem 2. Espresso schraube ich die lockere Bremse an meinem Velo fest. Die Kinder wie mit einem Gummiband immer in meiner nähe. Mit einem beiläufigen "Ja, das hast du schön gemalt" und "nein, niemand ist ein Gaggi, auch du nicht" den Blick wieder zur Uhr:

09.55. Schön, immer noch Zeit. Das Scharnier im Kasten ist kaputt, das werde ich auch noch kurz reparieren. Aus kurz wird lang.

10:15: "Los, ins Auto, Kinder". Oh nein, die kleine ist hingefallen, also trösten mit Puls um 6 bpm höher. Dank Traubenzückerli sind die Kids im Auto, neben dem demontierten Kasten, den wir noch rechtzeitig entsorgen können.

Nach dem Mittagessen wird mein Vorschlag ins Hallenbad zu gehen nicht mit der sonst üblichen Begeisterung aufgenommen. Wir gehen trotzdem, was sich als Fehler zeigen wird. Denn wenn die Kinder nicht kooperativ sind, wird die Frage ob wir ins Babybecken oder ins Kinderbecken gehen zum nervenaufreibenden Thema.

Mit zitterndem, linken Augenlid sitze ich beim Abendessen, den anklagenden Blick meiner älteren Tochter ignorierend. Vom ins-Bett-bringen möchte ich an dieser Stelle nicht sprechen.

Wenigstens habe ich meinen Tagesplan durchgezogen - doch zu einem hohen Preis.

Ich gestehe mir ein: heute war aus Sicht meiner Nerven und der Familie ein verlorener Tag. Die Lockerheit fehlte, die aktivitätsfreien Zeiten, in denen lustige und kreative Sachen passieren können. Mit dem gestressten Tunnelblick ist die Landschaft nicht sichtbar.

Weniger ist mehr


Stress überträgt sich. Gerade Kinder scheinen 1:1 darauf zu reagieren und werden selber dünnhäutig, wenn ich ihnen gestresst gegenübertrete. Dies stresst mich dann wieder und so weiter.
Als Konsequenz diverser solcher Tage haben wir uns folgende Faustregel aufgestellt: "eine Hauptaktivität pro Tag". Diese kann aus einem Trampolinobesuch, einer Wanderung, eines Hallenbad Besuches etc. bestehen.

Mit dieser Regel fahren wir gut und sie wird mir dank tieferem Cortisol Level noch ein paar Lebenstage schenken.

Was sind deine Erfahrungen mit deinem Nachwuchs?




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