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Leseförderung bei Kindern und Jugendlichen

25.05.2020
Lernen und Lehren braucht Beziehung
Ohne Beziehung zur Klasse ist der Weg für beide Seiten steinig und karg.

Die Phasen des Lesenlernens


Unser Einstieg in die Welt des Lesens beginnt schon früher als viele glauben. Sobald ein Kind das erste Mal ein Bilderbuch aufschlägt oder eine Geschichte vorgelesen bekommt, befindet es sich in der ersten Phase des Lesenlernens; der sogenannten primären
Initiation
.
In dieser Zeit können wichtige positive Erfahrungen mit dem Lesen beziehungsweise mit Büchern erlebt werden, welche die Lesemotivation des
Kindes in den folgenden Jahren stark beeinflussen werden. Ein Kind, welches schon früh und oft Kontakt mit Büchern und Geschichten hatte, bringt schon vom Elternhaus aus eine essentielle Lesemotivation mit in die Schule.
Ohne diese Motivation wird es dem Kind schwerer fallen, in den kommenden Schuljahren eine solches Interesse am Lesen zu entwickeln und die Gefahr einer «Lesekrise» ist sehr hoch. Typischerweise würde diese Krise in der zweiten Primarstufe stattfinden: In den Primarschuljahren lernen Kinder vom Lautlesen (jeder Buchstabe muss erfasst werden) zum automatisierten Lesen (Wortbilder werden erkannt) überzugehen.

Diese Entwicklung sorgt dafür, dass Texte nicht nur abgearbeitet werden, sondern der Inhalt auch verstanden wird. Für das alltägliche Leben sowie auch für den Berufalltag ist es also ein Muss, dass dieser Übergang stattfindet. Natürlich sind die Lesefähigkeiten aber hier noch
nicht abgeschlossen. Vor allem in der Oberstufenzeit werden die Leseprozesse noch weiter automatisiert und dadurch wird die Lesekompetenz des Kindes gesteigert.

Digitale Medien


Das Lesen als Freizeitaktivität hat es mittlerweile schwer. Durch das Aufkommen der digitalen Medienwelt gibt es viele andere Möglichkeiten sich zu beschäftigen und kann dadurch von Reizen und Informationen überflutet werden. Speziell Jungen nutzen die digitalen Medien vermehrt als Ersatz fürs Lesen, was bei den Mädchen hingegen seltener ein Problem zu sein scheint. Mit einem Blick in die Zukunft muss man aber auch klar sagen, dass «verteufeln» nicht die richtige Lösung sein kann. Es bringt auch viele gute Aspekte mit sich, dass die heutigen Schülerinnen und Schüler richtige «digital natives» sind. Die digitalen Medien sind schon heute ein fester Bestandteil der (Berufs)Welt und werden in den folgenden Jahren sicher noch viel wichtiger. Für Kinder und Jugendliche ist es jedoch wichtig, eine klare Grenze zwischen digital und real setzen zu können, damit sie sich nicht irgendwo auf ihrem Weg verlieren.

Wieso ist Lesen so wichtig?


Wie zuvor schon erwähnt wurde, ist ein gewisses Leseniveau im beruflichen sowie auch im privaten Alltag eine Grundvoraussetzung. Ohne eine gute Standardkompetenz im Lesen wird man immer wieder auf zahlreiche Probleme stossen und in vielen Bereichen Einschränkungen erleben. Auch die digitale Welt fordert ganz klar eine ausreichende Lesekompetenz, auch wenn mittlerweile einige auditive Hilfesysteme genutzt werden
können. Des weiteren sind gute Lesekenntnisse auch nötig um sich weiterzubilden, um an wichtige Informationen zu gelangen, um die Sprachkenntnisse zu erweitern, um eine höhere Vorstellungskraft zu entwickeln und vieles mehr.

Was kann das Schulsystem tun?


Das Ziel des Schulsystems sollte es meiner Meinung nach sein, die Lesekrisen bei möglichst vielen Kindern und Jugendlichen zu verhindern und ihre Lust am Lesen zu steigern; eine höhere Lesekompetenz folgt dann von alleine! Ein grosses Problem im Leseunterricht ist momentan das Vorsetzen von Lektüren. Solche Schullektüren sind grundsätzlich eher auf die Interessen der Mädchen zugeschnitten, was zudem auch den grösseren Motivationsabfall bei den Jungs erklärt. Ausserdem geht es speziell auf den Primarastufen vor allem darum, dass der Lesefluss der Kinder trainiert wird und dafür spielt die Art des Buches keine Rolle.

Daher, finde ich, sollte zukünftiger Leseunterricht sich den individuellen Buchinteressen der Kinder anpassen und keine Lektüren im Lehrplan verankern. Oftmals wird jedoch nicht direkt in der Schule gelesen, sondern zuhause als Aufgabe für die nächste Lektion. Bei solchen Aufträgen wird vermehrt ausser Acht gelassen, dass eine angenehme Lern- und Leseatmosphäre längst nicht allen Kindern gegeben ist.
Um solchen Chancenungleichheiten keinen Platz zu lassen, soll in Zukunft auch in der Schule häufiger gelesen werden und die Lesezeit soll im Stundenplan festgelegt werden.




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